Innenkleid

von Petra Ganglbauer

Die Oberflächen sind ausgereizt. Wohin verschwinden wir? Wo machen wir uns wieder bemerkbar? Wohin wandert unser Blick, wieder und erneut?

Die Fotokünstlerin Elisabeth Wörndl ist zur nächsten Expedition aufgebrochen.

Wir folgen ihr und erweitern unsere eigene Körperhaftigkeit. Introspektion:

die territoriale Erschließung jener anderen, dunklen Seite in uns.

Die Computertechnik erweist sich als Gedächtnisstütze.

Indem sie den (Fest)körper transparent macht, hilft sie uns, das Vergessene zu erinnern. Was sich dabei auftut, ist keine Hommage an die Datenflut, sondern das Wiederaufleben einer mystischen Innenschau.

Daphne hat sich erneut verwandelt. Jene in einen Lorbeerbaum verwandelte Nymphe, die Wörndl in einem früheren Zyklus einem ekstatischen Selbstbefreiungsritual unterzog, setzt nun an, ihrem eigenem Schatten zu begegnen. Dem rätselhaften Innenkleid.

Wörndl geht mutig voran. Wir folgen ihr. Wir steigen hinab. Der Schritt ins Innere des Körpers gestaltet sich als freiwillig gewählter Gang in die Unterwelt. Diabolisch zuweilen. Gesichte, Kreaturen begegnen uns; das Namenlose. Schattenrisse.

Schraffuren. Grimassen. Abgründige Zeichen irdischer Vergänglichkeit.

Der Körper gerät zum Neuland, zum längst vergessenen Territorium. Wenig, was wir jäh erwartet hätten. Das "Digitale Selbstportät" mutet wie eine Erinnerung an etwas weit Zurückliegendes an. Gedächtnis der Einbildungskraft.

Phänomene steigen auf, treten ans Licht. Die Seele spricht aus der Tiefe.

Vibration. Angst begleitet uns. Wir entdecken, jäh und unvorbereitet, mit aufgerissenen Augen, daß das, was wir erblikken, nur wir selbst sein können.

Die Gewöhnung an die Zeugenschaft einer unvermuteten Wirklichkeit fällt schwer.

Ebenso die Gewißheit, daß, was von Haut bedeckt wird und in der Tiefe des Körpers wohnt, zurückweist auf den Ursprung: Ich.